„Eine neue Arbeitskultur bauen“
Interview mit Birgit Gebhardt zur Zukunft der Büroarbeit
Birgit Gebhardt ist Trendforscherin mit Schwerpunkt „Zukunft der Arbeitswelt“, Consulting, Autorin, Jurymitglied „New Work Award“ im Ideenlabor der New Work SE, Mitglied im Münchner Kreis zur „Arbeit in der digitalen Welt“ und im wissenschaftlichen Beirat der Liechtensteinischen Stiftung Zukunft.li.
Liebe Frau Gebhardt, seit vielen Jahren beschäftigen Sie sich mit Studien und Veröffentlichungen zur Arbeit in der digitalen Welt. Wie stellen Sie sich die Zukunft der Büroarbeit vor?
Das Büro der Zukunft, und die hat bereits begonnen, unterstützt seine Nutzer in ihrer Tätigkeit und Wirksamkeit. Routinetätigkeiten werden abnehmen, die stärkere Kundenorientierung erfordert neue Lösungen. Wissensarbeiter werden nicht mehr in homogenen Abteilungen eingesetzt, sondern arbeiten auf Projektbasis immer wieder in neuen Teams mit anderen Kollegen, wo ihr Fachwissen gezielt eingesetzt werden kann. Bildschirmarbeitsplätze und uniforme Meetingräume differenzieren sich aus in Gemeinschaftsflächen mit Café, Kreativworkshop- und Teamräumen bis hin zu ruhigeren Konzentrationszonen. Diese neue Vielfalt entspricht der angestrebten agilen und transdisziplinären Zusammenarbeit.
Zellenbüros und althergebrachte Großraumbüros sind passe, doch welches Raumkonzept mit welcher Intention wird sich langfristig durchsetzen?
Projektarbeit braucht die Vielfalt der Multi-Spaces, keine Zellenbüros. Ganz abschaffen wird man Einzelräume nicht, bei vertraulichen Gesprächen und als Konzentrationsräume sind sie sinnvoll. Menschen verhalten sich entsprechend ihrer Umgebung, also müssten wir Architektur und Atmosphäre viel bewusster nutzen, um Mitarbeiter für den jeweils beabsichtigten Arbeitsmodus zu stimulieren. Mit Vielfalt lässt sich hier mehr erreichen als mit Flächenreduktion. Das Büro muss viel mehr zum Interaktionsraum weiterentwickelt werden, zum Ort der Begegnung.
Wie beurteilen Sie die Effizienz mobilen Arbeitens als Mix aus Präsenzbüro, Homeoffice und überall?
Das Homeoffice funktioniert für bestimmte Bildschirmarbeiten, aber das Präsenzbüro kann es nicht ersetzen — sofern dieses mehr als einen Bildschirmarbeitsplatz bietet. Das Homeoffice eignet sich zum ungestörten Arbeiten und für Updates, aber auf den emotionalen Zusammenhalt und eine fruchtbare transdisziplinäre Zusammenarbeit wirkt es eher kontraproduktiv. Es gibt keine zufälligen Begegnungen mehr, wenn alle nur noch virtuell kommunizieren. Außerdem werden es neue Mitarbeiter immer schwer haben, Teil eines Teams zu werden, wenn sie diesem nur virtuell begegnen. Keine andere Form des Austausches ist so motivierend und fruchtbar wie die physische Zusammenarbeit an einem Ort. So wie es ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen, so brauchen wir diesen Ort und seine Vielfalt. In der Dorfgemeinschaft weiß jeder, dass sich das eigene Ziel nur mit den anderen erreichen lässt und jedes Mitglied leistet dazu seinen Teil an Know-how.
Was müssen Büromöbel leisten, um flexible Arbeitsformen, Kommunikation und Kollaboration zu unterstützen?
Büromöbel müssen Kommunikation und Interaktion gestalten, zwischenmenschlich wie auch über die medialen Interfaces, für gemeinsame lokale wie auch hybrid vermischte Realitäten. Sie müssen an Nutzungsanforderungen und Individuen anpassbar sein und vor allem unsere Sinne anregen, damit der Funke fliegen kann. Der kognitive Neurologe Colin Ellard spricht von „Serendipität“ und glaubt, dass der räumliche Kontext den zufälligen und faszinierenden kreativen Austausch zwischen Arbeitnehmern fördern kann. Innovation entsteht durch Reibung – auch deswegen ist Diversity so wichtig. Und für dieses Gespür brauchen wir alle unsere Sinne am besten an einem Ort — und nicht gekappt hinter einem Bildschirm. Sich wohlzufühlen ist eine wichtige Voraussetzung, aber es braucht auch Orte, die Menschen aktiv anregen und zusammenführen, damit die Funken sprühen.
Worauf sollten Einkäufer von Büromöbeln achten?
Sie brauchen eine genauere Vorstellung von dem, was ihr Büro anbieten und leisten soll. Es muss jetzt gegenüber dem Bildschirmarbeitsplatz im Homeoffice seinen professionellen Vorsprung neu beweisen. Ergonomie versteht sich schon lange von selbst. Der höhenverstellbare Bildschirmarbeitsplatz im Büro wird sicherlich durch mehr oder größere Monitore aufgerüstet. Aber das genügt nicht. Hybride Meetings im Büro sollten räumlich so arrangiert werden, dass sie ein Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugen. Digitalunternehmen hängen ihre Bildschirme bereits in Iglu- oder Jurtenformen auf, um eine Art Lagerfeuer-Gefühl zwischen Anwesenden und Zugeschalteten zu erzeugen. Die wissen um die Vorteile unserer sinnlich-assoziativen Rezeptionsfähigkeit und verbinden ihre digitale Infrastruktur mit solchen kulturell gelernten Settings. Das sollten wir auch erkennen und eine neue Arbeitskultur ‚bauen‘. Wir beginnen das gerade mit der Aufwertung von Kaffeeküchen als zentraler Barista-Marktplatz, umgeben von Präsentations-Arenen und Workshop-Labs — alles, um die besondere Qualität der Zusammenarbeit vor Ort spürbar zu machen.
Frau Gebhardt, vielen Dank fürs Gespräch
Vorteile flexibler Arbeitsformen
Effizienz
Individuelle Bedürfnisse
Flexibilität
Büroplanung bei Inwerk
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